Philipper 4,6 (NGÜ)JulI 2025
Ihr seid bestimmt alle reifer und geistlicher als ich; wahrscheinlich
habt ihr schon längst diese Mahnung des Paulus in die Tat umgesetzt,
habt das „sich Sorgen machen“ aus eurem Alltag verbannt,
startet mit großem Gottvertrauen in jeden neuen Tag und erlebt
stets seine Hilfe und sein Durchtragen, egal wie brenzlig die Situation.
Ihr alle, die ihr das schon erreicht habt, könnt bei dieser Andacht
weghören. Aber vielleicht gibt es zwei oder drei unter euch,
die, so wie ich, noch Mühe haben, sich das „Sichsorgenmachen“
abzugewöhnen. Du kennst das auch noch: man liegt nachts wach
und denkt über ein Kind nach, das eigene Wege geht; man denkt
über seinen aktuellen Kontostand und rechnet nach, ob am Ende
des Monats eine schwarze Null bleibt; du denkst über ein persönliches
Versagen nach und fragst dich, ob es dir deine Mitmenschen
verzeihen werden; du spürst einen dumpfen Schmerz im rechten
Bein und fragst dich, woher er stammen könnte. Und weil du jemand
bist, der die Dinge gerne unter Kontrolle hat, einen Überblick
über alles behalten will, machst du dir Sorgen, ob alles am Ende so
wird, wie du es gerne hättest. Ihr zwei, für die das gilt, zusammen
mit mir sind wir zu dritt. Machen wir uns doch kurz Gedanken darüber,
wie wir am besten mit dieser Situation umgehen können.
Also als erstes müssen wir feststellen, dass es eigentlich unmöglich
ist, dass Paulus uns hier befiehlt, uns keine Sorgen mehr zu machen!
Das ist ungefähr so, wie wenn man den Menschen sagt, dass
sie sich ständig freuen sollen! Als ob man Freude befehlen kann!
Nun, wenn ich überlege dann fällt mir ein, dass Paulus genau das
gemacht hat, hier im gleichen Philipperbrief, im gleichen Kapitel,
gerade zwei Verse vor unserem Vers: „Freut euch im Herrn zu jeder
Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Da komme ich mir vor
wie früher als Kind, als die Mama zu uns Geschwistern sagte:
„Schluss! Kein Geheul mehr! Ab jetzt will ich nur noch fröhliche
Gesichter sehen! Sonst gibt’s kein Eis!“ Ich bin doch kein Kind
mehr! Ich bin doch erwachsen! Wenn ich schlechte Laune haben
will, dann darf ich das. Wenn ich mir Sorgen mache, dann beweist
das, dass ich kein Kind mehr bin und mich um meine eigenen Belange
kümmere, nicht mehr alles meiner Mama überlasse! Oder? Kann
man Freude befehlen? Kann man ein Leben ohne sich zu sorgen befehlen?
Paulus kann Freude befehlen, er kann uns ein Leben ohne sich zu
sorgen befehlen, weil wir an einen starken Herrn glauben, der uns
die Freude schenkt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“. Und wir
sollen ohne Sorge sein, auch als verantwortungsbewusste Erwachsene,
weil wir Kinder eines gütigen und fürsorglichen Vaters sind, der
sich um uns sorgt. Aus allen Sorgen sollen wir Gebete und Bitten
machen, mit Danksagung. Das ist Gottes Antwort auf unsere sorgenvollen
Gedanken in schlaflosen Nächten.
„Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“
1. Petrus 5,7
Alan Gross